DSV Rantzau – Gewässerregeneration Bauabschnitte 1 bis 8
Bauabschnitt 1
Im Sommer 2003 wurden drei Abschnitte des Rantzau-Deiches oberhalb der Winseldorfer Dorfstraße zurückgebaut, um so eine stärkere Vernässung der Niederung zu erzielen und Überschwemmungen der Dorfstraße zu verhindern. Der bislang eingedeichte Niederungsbereich liegt seit mehreren Jahren brach, so dass keine landwirtschaftlichen Nutzflächen eingeschränkt werden und sich naturnahe Auenbiotope entwickeln können. Ufernahe Gehölzpflanzungen sollen die Reste des Deiches landschaftlich einbinden und die Gewässerstruktur verbessern.
Zeitgleich wurden im Schlotfelder Graben unterhalb der Schlotfelder Dorfstraße zwei Sohlabstürze in naturnahe Sohlgleiten umgebaut und der Durchlass unter der Dorfstraße auf eine Breite von 4 m erweitert. Naturnahe Bachabschnitte unterhalb der Dorfstraße wurden so mit den wertvollen Bach- und Niederungsbereichen oberhalb verbunden. Ferner wurden abschnittsweise Initialpflanzungen aus Schwarz-Erle mit Weiden, Eschen und anderen heimischen Auengehölzen vorgenommen.
Der rechtwinklig ausgebaute Einmündungsbereich des Schlotfelder Grabens in die Rantzau wurde in einen naturnäheren Verlauf zurückgeführt. Hier und in einem parallel in die Rantzau einmündenden Seitenbach wurde jeweils eine Furt angelegt, um die Überquerbarkeit für landwirtschaftliche Fahrzeuge zu erhalten.
Bauabschnitt 2
Mit dem 2. Bauabschnitt (Ingenieurbüro Dänekamp und Partner, Pinneberg, und Landschaftsarchitekturbüro Bünz, Itzehoe) wurde im Jahre 2005 die Durchgängigkeit der Rantzau in einer Gesamtlänge von knapp 9 km (Mündung in die Stör bis zum Sohlabsturz bei Ridders) wiederhergestellt. Hierfür wurden die Sohlabstürze an der Winseldorfer Brücke, Pionierbrücke (zwischen Schlotfeld und Hohenlockstedt), an der Düppel-Brücke (Hungriger Wolf), der Försterei-Brücke (Holsteiner Wald) und Bismarck-Brücke (ebenfalls im Holsteiner Wald) in naturnahe Sohlgleiten umgebaut.
Die Niederung im Holsteiner Wald zwischen der Försterei-Brücke bis oberhalb der Bismarck-Brücke befindet sich überwiegend im Eigentum des Forstamtes Rantzau, so dass hier eine Regeneration der Gewässeraue auf einer Länge von ca. 1,2 km möglich ist. Bachabwärts befinden sich Teilflächen der Niederung im Eigentum der Stiftung Naturschutz, so dass auch hier großflächige Auenentwicklungen möglich sind.
Im Schlotfelder Graben wurde bei Schlotfeld ein naturnaher Sandfang im Nebenschluss eingefügt, um die erheblichen Sandfrachten aus Seitengräben und Drainagen vor Eintritt in hochwertige Bachabschnitte zu entfernen.
Sämtliche Bauwerke wurden naturnah eingegrünt, um eine Verbesserung des Bachlebensraumes und der landschaftlichen Einbindung zu erzielen. Ferner wurden Initialpflanzungen (überwiegend mit Schwarz-Erle) an Teilabschnitten der Rantzau vorgenommen.
Die Sohlgleiten haben sich gut in den Bachlauf eingefügt, so dass im steinig-kiesigen Sohlsubstrat Bach-, Fluss- und Meerneunaugen beobachtet werden konnten.
Bauabschnitt 3
Der 3. Bauabschnitt fand 2008 auf Flächen des Forstamtes Rantzau im Bereich Holsteiner Wald zwischen Försterei- und Bismarckbrücke statt. Hier sollte die Rantzau durch das Einbringen von Totholzelementen auf rund einem Kilometer Länge zu einer natürlichen Mäanderbildung angeregt werden. Durch die dadurch eintretende Laufverlängerung konnte ein bisheriger Sohlabsturz an der Orleansbrücke überflüssig werden. Ferner wurde die Brücke zurückgebaut, um den Zwangspunkt für das Gewässer aufzuheben.
Die Maßnahme erfolgte als Forschungs- und Entwicklungsprojekt der Technischen Universität Hamburg-Harburg, Institut für Wasserbau, unter der Projektleitung des zwischenzeitlich verstorbenen Prof. Dr.-Ing. Erik Pasche. Hierbei wurde die Effektivität verschiedener Totholzbauweisen erforscht und ein Vergleich mit herkömmlichen Buhnen aus Wasserbausteinen gezogen.
Folgende Einbauten in das Gewässerbett wurden zwischen dem 16. Juni und 14. Juli 2008 vorgenommen:
Flechtwerksbuhnen
Buschlahnungen / Doppelpfahlbuhnen
Rauhbäume
Wurzelstockbuhnen
Totholzstämme
Steinsporne
Im Rahmen des Monitorings wird die Gewässersituation nach Hochwasserereignissen und ansonsten nach einem, drei, fünf und zehn Jahren nach Fertigstellung kontrolliert.
Einzelne Einbauten haben, wie diese Doppelpfahlreihe, eine gute Wirkung enfaltet:
Da es durch die Initialmaßnahmen zu starker Erosion kommen kann, wird bei Bedarf ein naturnaher Sandfang oberhalb der Rehbrücke eingebaut (Ingenieurbüro Dänekamp + Partner, Pinneberg). Bislang lagert sich der Sand innerhalb der Initialmaßnahmenstrecke ab.
Bauabschnitt 4
Im 4. Bauabschnitt wurden im März 2008 zwei weitere Sohlabstürze in naturnahe Sohlgleiten umgebaut (Ingenieurbüro Rix & Soll, Osterrönfeld). Es handelt sich um je ein im Norden des Holsteiner Waldes und ein unterhalb der Logny-Brücke, südwestlich der Ortschaft Ridders, gelegenes Bauwerk.
Mit den Maßnahmen des 3. und 4. Bauabschnittes wurde die Durchgängigkeit der Rantzau auf einer Länge von 10 km wiederhergestellt. Ferner wurde ein rund ein Kilometer langer Bachabschnitt zusammen mit seiner Niederung naturnah entwickelt.
Nach Abschluss des 3. und 4. Bauabschnittes verblieben noch 12 Sohlabstürze im oberen Teil der Rantzau. Sie sollen zusammen mit den Absturzbauwerken und Stauanlagen der Nebenläufe in weiteren Bauabschnitten entfernt werden.
Das vorrangige Entwicklungsziel, die hochwertigen Abschnitte der Rantzau mit den naturnahen Zuläufen im Holsteiner Wald und dem Schlotfelder Graben zu verbinden, wurde mit den Bauabschnitten 1 bis 4 erreicht.
Bauabschnitt 5
Im Juli 2010 wurden in der Rantzau zwischen Ridders und Peissen zwei Gefällestrecken und eine Brücke mit Sohlabsturz naturnah umgestaltet.
Bauabschnitt 6
In der Rantzau zwischen Ridders und nördlich der Kreisstraße 35 (zwischen Peissen und Silzen) wurden sechs Sohlabstürze in naturnahe Rausche-Kolk-Sequenzen umgestaltet. Die Ingenieurplanung wurde im Oktober 2010 fertiggestellt. Die Baumaßnahme wurde in der letzten Juniwoche 2011 im Abschnitt oberhalb der K 35 begonnen.
Zunächst wurde der Sohlabsturz im Vorfluter 04, dem Quelllauf der Rantzau entfernt.
Dann wurde das Bachbett mit Steinen und Kiesen naturnah gestaltet.
Der Vorfluter 04 ist nun durchgängig an die Rantzau angeschlossen.
Im Juli und August 2011 sind vier weitere Sohlabstürze durch Rausche-Kolk-Sequenzen ersetzt worden. Der letzte Absturz wurde Ende Mai 2012 umgebaut, da die angrenzenden Flächen bis dahin zum Befahren zu feucht waren.
Die Bauarbeiten führte der Betriebshof des Wasserverbandes Bekau durch. Bauleitung hatte Dipl.-Ing. Ria Faßbinder, Hamburg.
Bauabschnitt 7
Rund 300 Meter nördlich der Ortschaft Ridders befand sich der letzte relevante Sohlabsturz in der Rantzau. Er wurde im Februar 2014 in eine naturnahe Sohlgleite umgebaut.
Somit können Fische, Neunaugen und Kleintiere des Gewässergrundes die Rantzau uneingeschränkt auf- und abwandern.
Die Rantzau ist nach Abschluss der Arbeiten auf einer Länge von 14,5 km von der Quelle bis in den Quelllauf hinein durchgängig.
Die Maßnahme wurden durch das Ingenieurbüro Ria Faßbinder, Hamburg, geplant und betreut. Der Betriebshof des Wasserverbandes Bekau führte die Bauarbeiten durch.
Bauabschnitt 8
In der Rantzau im Holsteiner Wald wurden im April 2013 bachaufwärts der Bismarckbrücke Buhnen und Totholz in die Ufer eingebaut, um das Gewässer zur eigendynamischen Entwicklung anzuregen.
Das Projekt wurde zusammen mit Auszubildenden der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung und deren Betreuern geplant und durchgeführt. Die Auszubildenden lernen dabei Grundlagen des naturnahen Wasserbaus unter Verwendung kostengünstiger Materialien und Methoden. Die Finanzierung erfolgte über Ersatzgelder des Kreises Steinburg mit Eigenleistungen der WSV und des DSV Rantzau.
Obwohl der südliche Teil der Niederung schon seit etwa 15 Jahren brach liegt, hat sich das Gewässer kaum verändert. Daher werden auf 300 Metern Gewässerlänge Einbauten im Stil des bachabwärts gelegenen 3. Bauabschnittes vorgenommen. Abweichend zu den 2008 dort eingebauten Maßnahmen wird das Gewässer jetzt massiver eingeengt, um eine deutlichere Wirkung zu erzielen.
Die Flächen befinden sich im Eigentum der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten AöR und der Stiftung Naturschutz. Eine im Nordwesten an die Rantzau angrenzende landwirtschaftliche Nutzfläche bleibt von den Maßnahmen unberührt.
Das Projekt wurde über Ausgleichsmittel des Kreises Steinburg finanziert. Die Bauarbeiten betreute der Betriebshof des Wasserverbandes Bekau. Der Deich- und Sielverband Rantzau wird die Effizienz der Maßnahmen in den nächsten Jahren beobachten und bewerten.
Am ersten Projekttag wurde die erste Doppelpfahlbuhne fast fertiggestellt:
Am dritten Projekttag waren alle fünf Doppelpfahlbuhnen fertig. Sie zeigen bereits erste Wirkung durch Ufererosion und Freispülen von Kiesen.
Der “Rohbau” der ersten Dreiecksbuhnen ist erkennbar:
Der Nachmittag des dritten Projekttages wurde für Exkursionen in den angrenzenden Wald und in die 2008 gebaute bachabwärt gelegene Initialmaßnahmenstrecke genutzt (siehe 3. Bauabschnitt). Da der Wasserstand derzeit sehr niedrig war, konnte die Wirkung der einzelnen Maßnahmen gut beurteilt werden. Bei der Tierwelt beeindruckten besonders die Schwärme des Dreistacheligen Stichlings.
Am vierten Tag sind die fünf Dreiecksbuhnen funktionsfähig. Drei von ihnen wurden noch verfüllt und bepflanzt, um die Stabilität zu verbessern.
Am 12. April 2013 würdigten wir die erfolgreiche gemeinsame Arbeit mit einer Bauabnahme.
Nach dem ersten Hochwasser, das im Mai 2013 durch die Maßnahmenstrecke floss, zeigten sich bereits erste Wirkungen:
Nachbesserung der Maßnahmen des Bauabschnittes 3
Die im Zuge des 3. Bauabschnittes 2008 in die Rantzau im Abschnitt “Holsteiner Wald” eingebauten Initialmaßnahmen haben zum Teil nicht die erhoffte Wirkung gezeigt.
Mit Hilfe von Wasserbau-Auszubildenden aus verschiedenen Behörden* (siehe unten) und deren Betreuern wurden im Mai 2014 punktuelle Einbauten vorgenommen, um die Rantzau wieder stärker zur eigendynamischen Entwicklung anzuregen. Wie beim 2013 durchgeführten Projekt, sollen kostengünstige Renaturierungsmethoden vermittelt werden.
Dafür haben die Auszubildenden vier Einbautypen selbst entwickelt, deren Wirksamkeit getestet werden soll.
Ein Bauwerk, dessen Wirkung mit Spannung erwartet wird, ist der bewegliche Stamm, der an einem Ende mit Pfählen in der Bachmitte befestigt wurde.
Ein kreatives Bauwerk ist die Rautenbuhne, die eine Insel im Gewässer bildet und Rückszugs- und Brutmöglichkeiten für Vögel bietet.
Die beiden weiteren Bauwerke, die die Auszubildenden selbst entwickelt haben, bestehen aus Kiesschüttungen in Form einer Dreiecksbuhne und einer trapezförmigen Konstruktion.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projektes ist die Optimierung der Wirkung bereits bestehender Bauwerke wie die Verlängerung von Doppelpfahlbuhnen und der Einbau von Rauhbäumen.
Ferner wurden Variationen bereits erprobter Maßnahmen eingebaut, wie ein mit dem Stamm in die Sohle gesteckter Wurzelteller, der die Strukturvielfalt verbessern soll.
* beteiligte Behöden sind:
die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung,
die Lübeck Port Authority und
der Landesbetrieb für Küstenschutz und Nationalparke
Zu den Bauabschnitten 9 und 10 und zu den aktuellen Projekten.